Um die Kunstfertigkeit, die Louis Reguin zu Eigen sein musste, ermessen zu können, ist mit einigen Worten noch näher auf die Technik der Emailmalerei einzugehen.
Die Unterlage einer Emailmalerei besteht in der Regel aus einer weissen Emailschicht, die einem Metallplättchen – sei es Gold, Silber, Kupfer oder Eisen – aufgeschmolzen wird. Die Farben werden aus Emailstücken hergestellt, die in einem Mörser aus Achat zu feinstem Pulver zerrieben und anschließend mit Sandelholz-, Lilien- oder Lavendelöl zu einer Paste vermischt werden. Mit einem allerfeinsten Marderhaarpinsel werden die Umrisse des Sujets mit einer Rotgoldpurpurfarbe auf der weißen Emailschicht skizziert. Dann trägt der Künstler die erste, aufs äußerste verdünnte Farbschicht auf. Ein dickerer Farbauftrag könnte beim anschließenden Brennvorgang zu kochen beginnen und Blasen bilden. Nach und nach werden bis zu zwölf Schichten aufgelegt, wobei jede Schicht im Ofen einzeln gebrannt werden muss. Zum Abschluss folgt der heikelste Vorgang – die Glasur – die das Emailbild schützen und seine Farben zum Leuchten bringen soll. Die Glasur besteht ihrerseits aus mehreren Schichten durchsichtigen Emails, die mittels zahlreicher Brennvorgänge aufgetragen werden. So entstehen die von uns so bewunderte Tiefe und Leuchtkraft.
In der Emailmalerei gibt es noch weitere Techniken wie zum Beispiel das Emailrelief, das sogenannte „à la Limoges“. Hier wird weiße Emailfarbe auf einen dunkelblauen oder schwarzen Untergrund aufgeschmolzen. Wie bei der Herstellung eines Kameo kratzt und schabt der Künstler anschließend mit Hilfe extrem feiner Werkzeuge die helle Schicht unterschiedlich tief wieder ab, um eine Vielfalt von Schattierungen zu erzielen. Oft schneidet der Künstler noch winzige Flecken aus Gold-, Silber- oder Platinfolien – sogenannte Paillons – aus und legt diese aufs Email.
Dies alles bedingt nebst einer meisterlichen Zeichenkunst eine gründliche Kenntnis der Farben und ihrer Zusammensetzung, eine geschmeidige und sichere Hand und ein ungetrübtes Auge. Bei jedem der unzähligen Schritte, die zum Emailbild führen, gilt mit absoluter Unerbittlichkeit: Jeder noch so kleine Fehler macht die gesamte bisher geleistete Arbeit zunichte!
